StartseiteAusstellungenKunstwerk des MonatsKunstwerke des Monats ArchivKunstwerke des Monats 2011

2011

Kunstwerke des Monats

Giandomenico Tiepolo: Joseph sieht nach dem Jesuskind, Radierung. 1753 (Foto: KMH/Gattner)

Januar 2011

Joseph sieht nach dem Jesuskind

Giandomenico Tiepolos Radierung „Joseph sieht nach dem Jesuskind“ gehört zu einer Folge von insgesamt 27 Radierungen zum Thema „Flucht nach Ägypten“. Diese Serie gehört mit ihrer Innovationskraft zu den Hauptwerken italienischer Graphik des 18. Jahrhunderts und geht weit über die Darstellung der tradierten Motive hinaus.

Jupitergigantensäule, Buntsandstein und Keupersandstein, um 150 n. Chr. (Foto: KMH/Kemmet)

Februar 2011

Dem Bildersturm entkommen

Kultdenkmäler besonderer Art sind die in Nordgallien und Obergermanien verbreiteten Jupitergigantensäulen. Sie waren eine gallorömische Neuschöpfung des späten 1. nachchristlichen Jahrhunderts. Die 2007 in der Uferstraße in Heidelberg-Neuenheim gefundene Version gehört in ihrer Vollständigkeit mit zu den beeindruckendsten Götterdenkmälern der Stadt.

Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts in Heidelberg, 1829 (Foto: KMH/Gattner)

März 2011

Ehrenurkunde für Emilie Heins und Elise Bartholomay

Von der Anerkennung des ersten privaten Mädchenpensionats in Heidelberg, dem Rudolphi-Institut, zeugt die Ehrenurkunde, die 1829 den Nachfolgerinnen der Gründerin Caroline Rudolphi überreicht wurde. Der Leitspruch einer umfassenden Bildung für Mädchen erhielt großen Zuspruch im gesellschaftlichen Leben der Universitätsstadt.

Grabstein des Johannes, roter Sandstein, 1314 (Foto: KMH/Gattner)

April 2011

Grabstein des Johannes

Steine sind stumme Zeugen der Vergangenheit, so auch der Grabstein des Johannes im Lapidarium des Kurpfälzischen Museums, der die Zerstörungen Heidelbergs im Orléansschen Erbfolgekrieg überstanden hatte. Er stellt möglicherweise die älteste erhaltene Kindergrabplatte Baden-Württembergs dar. Sein Rosettenschmuck verleitete einen Hobby-Denkmalpfleger zu dessen Diebstahl in den 1960er Jahren, da er in ihm eine Zugehörigkeit zum Templerorden zu erkennen glaubte.

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei, nach der Restaurierung; 1. Viertel 17. Jahrhundert, (Foto: KMH/Kemmet)

Mai 2011

Eine eiserne Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei

Die eiserne Geldkassette stammt aus einer gemauerten Gewölbelatrine, die zum Haushalt der kurfürstlichen Hühnervogtei gehörte. Sie war im Zuge der Plünderungen aufgebrochen und später, da nun unbrauchbar, in dem aufgegebenen Latrinenschacht „entsorgt“ worden. Von den damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen zeugen die Musketenkugeln, mit denen die Kassette beschossen wurde und die bis zur Restaurierung noch an deren Wand hafteten.

Hans Fischer-Schuppach:  Spanische Esel, um 1970, Federzeichnung, (Foto: KMH/Gattner)

Juni 2011

Federzeichnung „Spanische Esel“ von Hans Fischer-Schuppach, um 1970

Der 1987 in Heidelberg verstorbene Zeichner Hans Fischer-Schuppach, Jahrgang 1906, studierte ab 1922 an der Karlsruher Akademie , u.a. bei Karl Hubbuch, bevor er 1934 mit seiner späteren Frau Hanna Nagel zum Studium an die Akademie der Künste in Berlin ging. Seine Zeichnungen sind biographisch verschlüsselt, symbolisch, oft auch gesellschaftskritisch und politisch motiviert. Die „Spanischen Esel“ gehören zu seinem Spätwerk aus den 60er/70er Jahren, in dem er zu einer „heiteren – melancholisch, tänzerisch – arabesken Diktion“ findet.

Ausgrabung latènezeitlicher Siedlungsgruben 1899, Hainsbachweg/Ecke Bergstraße, Zeitgenössischer Papierabzug von einem Glasplattennegativ auf Karton, Fotograf unbekannt

Juli 2011

Archäologie ganz im Bilde – Heidelberger Ausgrabungen in der frühen Fotografie

Einige historische Fotografien im Besitz des Kurpfälzischen Museums führen den Betrachter auf eine Zeitreise nach Heidelberg ans Ende des 19. Jh. – eine Zeit bedeutender Neubauten wie dem Klinikum in Bergheim und den stattlichen Villen in Handschuhsheim und Neuenheim, die noch heute das Stadtbild prägen. Sie vermitteln aber auch einen Eindruck von der Arbeitsweise der Altertumsforscher der damaligen Zeit. Der allgemeine Aufschwung und Bauboom im deutschen Kaiserreich eröffnete der noch jungen Wissenschaft der Altertumskunde ungeahnte Möglichkeiten von Entdeckungen im heimatlichen Boden.

Allegorie auf die Regierung Kaiser Rudolfs II., um 1610, monogrammiert, Öl auf Kupfer, 36,8 x 52,7 cm, Inv. Nr. G 1984, (Museum: K. Gattner)

August 2011

Allegorie auf die Regierung Kaiser Rudolfs II., Jeremias van Winghe

Dem Heidelberger Kupfertäfelchen mit der Darstellung der Allegorie auf die Regierung Kaiser Rudolfs II. liegt eine Zeichnung des Künstlers zugrunde, die in der Albertina in Wien aufbewahrt wird. Jeremias van Winghe hatte, wie auch sein Vater Joos, nachweislich Beziehungen zum Rudolfinischen Hof in Prag, dem damaligen kulturellen und geistigen Zentrum Mitteleuropas. Für Kaiser Rudolf II. fertigten Vater und Sohn van Winghe nachweislich weitere Gemälde.

Theodor Verhas, Handschuhsheimer Schlösschen, 1871, Feder-/Tuschezeichnung (Foto: KMH/Gattner)

September 2011

Aquarell des Handschuhsheimer Schlösschens von Theodor Verhas

Theodor Verhas, 1811 in Schwetzingen geboren, absolvierte seine Ausbildung in Karlsruhe bei Ernst Fries und besuchte anschließend die Akademie in München. Ein Jahr vor seinem Tod entstand 1871 sein großformatiges Aquarell des Handschuhsheimer Schlösschens, welches die ebenfalls noch kurz vor seinem Tod gepriesene „vollendete Feinheit“ in der Ausführung und „poetisch sinnige Natur-Auffassung“ augenfällig macht. Zudem ist es ein für sein Oeuvre charakteristisches Motiv, gehören doch Ansichten Heidelbergs und seiner näheren Umgebung zu Verhas’ typischen Sujets.

Spazierstöcke aus der Sammlung des Kurpfälzischen Museums, 18. Jh. und 19. Jh., Elfenbein, Walrossbein, Holz (Foto: KMH/Gattner)

Oktober 2011

Spatzierengehen ist ein freyes Vergnügen

„Spatzierengehen ist ein freyes Vergnügen und besteht mit keinem Zwang“. So die Einschätzung von Karl Gottlob Schelle, der wie auch seine Zeitgenossen den Gang durch die Natur mit dem Gefühl der Freiheit und des politischen, gesellschaftlichen Aufbruchs verband. Zunächst ein Privileg des Adels, wurde der sonntägliche Müßiggang Ende des 19. Jahrhunderts für alle Gesellschaftsschichten möglich, blieb aber vorwiegend Männersache. Der Nationalsozialismus schließlich setzte dem kulturellen Leben der Großstadt-Bohème in Deutschland ein jähes Ende, damit verlor auch der elegante Spazierstock an Bedeutung.

Bestickte Serviette (yağlik) oder Gürteltuch (uçkur), Türkei, Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert (Foto Textilsammlung Max Berk/KMH)

November 2011

Bestickte Serviette (yağlik) oder Gürteltuch (uçkur)

Textilien waren im Orient, dessen Einfluss auf die Kultur des Abendlandes vielseitig und komplex ist, schon immer wesentlicher Bestandteil der Lebenskultur, zeugten von Reichtum und waren zeitweise in Europa eine begehrte Handelsware. Den bis heute spürbar größten Einfluss haben osmanische Stickereien hinterlassen. Sie leben vor allem in den Trachten und volkstümlichen Stickereien des Balkans fort. Das wegen seiner feinen Stickerei wohl in Bursa entstandene fragmentarische Tuch aus der Textilsammlung Max Berk war wohl Bestandteil einer bestickten Serviette (yağlik) oder eines Gürteltuches (uçkur).

Rogier van der Weyden, Madonna mit Kind, um 1455, Öl auf Holz (Foto: KMH/Gattner)

Dezember 2011

Rogier van der Weyden, Madonna mit Kind, um 1455

Rogier van der Weyden gehörte zur ersten Generation altniederländischer Maler, die die europäische Kunst revolutionierten, u.a. durch die Darstellung spezifischer Oberflächen- oder Materialbeschaffenheit und psychologisch überzeugend charakterisierte Akteure. Halbfigurige Madonnen mit Kind, die im byzantinischen Mittelalter entwickelt worden waren, erfuhren bei Rogier van der Weyden eine Betonung der innigen Zuwendung der Mutter zum göttlichen Kind und wurden unter seinem Einfluss seit den 1460er Jahren in den Niederlanden zahlreicher.