Januar 2020
Elizabeth Stuart mit ihren Kindern, (Willem van Honthorst ?, um
1636)
Das Familienporträt wirkt wie die
Momentaufnahme aus einem Theaterstück.
Rechts oben wird ein Vorhang von einem Zephir, dargestellt durch
die jüngste Tochter Sophie, zur Seite
gerafft. Auf einem Balkon sind die
Winterkönigin und
fünf weitere Kinder in Szene gesetzt.
Elizabeth selbst thront in Witwentracht links auf einem Sessel.
Hinter ihr stehen die älteren
Töchter Elisabeth, Louise Hollandine und
Henriette Marie. Im Vordergrund sind zwei der
jüngeren Söhne,
Eduard und Philipp, dargestellt. Irritierend ist die nach links
gerichtete Dynamik der Abgebildeten.
Februar 2020
Madonnen in Heidelberg
Die Errichtung der aus Spenden katholischer
Bürger
finanzierten Madonna auf dem Heidelberger
Kornmarkt im Jahre 1718 gab dem Wiederaufbau
Heidelbergs nach der katastrophalen
Zerstörung im
Pfälzischen
Erbfolgekrieg eine neue
Richtung. Dabei spielte der von den
Neuburgern in die Stadt berufene
Jesuitenorden eine wichtige Rolle. Zehn
Hausmadonnen verdeutlichten in Heidelberg die konfessionelle Wende
im 18. Jahrhundert. Leicht erhöht blickten
sie von Hausecken herunter auf die
Plätze und Straßen
der Altstadt.
März 2020
Otto Herbert Hajek (Kaltenbach/Tschechoslowakei 1927
– 2005 Stuttgart)
Der Künstler Otto Herbert Hajek, von Haus aus Bildhauer, zeigt in seiner Papierarbeit von 1969, die er selbst als „Messerschnitt“ bezeichnet, eine weiße Kartonfläche im Hochformat. In einer zweiten Ebene hat er ein auf- und ausgeschnittenes Relief montiert, das er im unteren Bereich mit je einem blauen und gelben Farbstreifen übermalt hat. Die Farbstreifen, die Hajek „Farbwege“ nennt, ziehen sich unbeirrt von den ausgeschnittenen Vertiefungen über die Kartonfläche und durchdringen den Raum. Hajek behandelt hier die Fläche wie eine seiner Plastiken, in der die Positiv- und Negativformen den Betrachter herausfordern, diesen in einen Raum locken, in dem er sich „imaginativ bewegen und aufhalten soll“(Hajek).
April 2020
Friedrich von Schomberg (1615–1690)
Eine Karriere im 17. Jahrhundert
Scheinbar mühelos steigt das edle
schwarze Pferd auf seine Hinterbeine. Der Reiter beherrscht die
Levade und auch das Kriegsgeschehen, dass sich im Hintergrund
ankündigt. Mit ruhiger Selbstgewissheit
blickt uns ein erfahrener Feldherr an: Friedrich von Schomberg. Die
europäischen Monarchen
schätzen ihn. Unter Ludwig XIV. wird er zum
Marschall von Frankreich und mit Wilhelm III. von Oranien erobert
er den britischen Thron. Der 1615 in Heidelberg geborene Schomberg
beeindruckt durch eine internationale Karriere.
Mai 2020
Kaiser Domitian in Heidelberg
Eine römische Waage mit
Kaiserporträt
Mit den römischen
Münzen kam auch das auf ihnen dargestellte
Bild der römischen Kaiser in die
abgelegensten Orte des Imperium Romanum. Die klare Ausdrucksform
der Münzabbildungen mit den Symbolen
römischer Macht war auch den nicht
alphabetisierten Gallorömern und Germanen
verständlich. Für den
kaiserlichen Hof waren die Geldstücke
willkommenes Mittel der Propaganda und der Selbstdarstellung. So
erfuhren die
Münzporträts im Laufe
der Jahrhunderte eine fortwährende
religiöse, politische und juristische
Bedeutungssteigerung.
Juni 2020
Jungen-Kimono, Japan, 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Die Welt japanischer Kimonos ist für uns
Westeuropäer exotisch und bunt. Selbst in
der modernen Gesellschaft Japans verschwinden sie immer mehr aus
dem Alltag. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch war das Tragen
eines Kimonos eine Selbstverständlichkeit,
auch für Kinder, und dies bereits ab der
Geburt. Dennoch findet man in Museen und Privatsammlungen weltweit
nur selten Kinderkimonos, und so ist dieser Hitotsumi eine
Rarität..
Juli 2020
Maurice Denis, coucher de soleil (Sonnenuntergang), 1913
In trauter Zweisamkeit stehen zwei junge
Mädchen am efeubewachsenen
Geländer eines Balkons. Hinter ihnen liegt
das Meer, von einem in spektakulären Gelb-,
Orange- und Rosatönen leuchtenden
Abendhimmel in gleißendes Licht getaucht.
Das Motiv des Balkons mit Blick auf das Meer ist keine freie
Erfindung. Vielmehr zeigt Denis hier den Ausblick aus seiner Villa
Silencio im bretonischen Perros-Guirec.
August 2020
Ein Humpen von Nikolaus Trübner, Heidelberg, um 1888
Nikolaus Trübner wurde 1849 als Sohn
einer Goldschmiedefamilie in Heidelberg geboren. Nach seiner
Ausbildung
zum Goldschmied besuchte er die
Großherzoglich Badische Kunstgewerbeschule
in Karlsruhe. Dort verbrachte er einige Jahre, bevor er 1885 das
väterliche Geschäft
in Heidelberg übernahm. 1893 war
Trübner mit mehreren Arbeiten auf der
Weltausstellung in Chicago vertreten, was
für ihn ein großer
Erfolg war.
Der hier vorgestellte Humpen ist eine
außergewöhnliche
Goldschmiedearbeit, die sicherlich vorrangig
Repräsentationszwecken diente. Der Humpen
vereint die charakteristischen Stilelementen des Historismus, in
dessen Tradition Nikolaus Trübner zeitlebens
stand.
September 2020
Astrid Klein, Schriftbild 1 (poet to poet), 1998
Als junge Stipendiatin lebte Astrid Klein (geb. 1951 in Köln) in Paris. In einem Keller unter einem Zeitungskiosk in der Rue de Rivoli drang sie tief in die Grabkammer des kollektiven Gedächtnisses ein: Zahllose Stapel an Kinomagazinen, Fotoromanen und Sudelblättchen bildeten einen schier unerschöpflichen Fundus an Bildmaterial. „Am dritten Tag brachte mir der Kioskbesitzer Kaffee herunter“, berichtet sie. „Ich habe da Tonnen an Material hinausgeschleppt.“
Oktober 2020
Max Klingers Brahms-Phantasie: ein Gesamtkunstwerk
Mit seiner
„Brahms-Phantasie“
schuf Max Klinger ein Hauptwerk der
europäischen Graphik des
späten 19. Jahrhunderts. Das Buch versammelt
sechs Lieder von Johannes Brahms, die Klinger mit surreal
anmutenden Graphiken illustriert hat. Max Klinger wurde 1857 in
Leipzig geboren und studierte an der
Großherzoglich Badischen Kunstschule in
Karlsruhe. Er zählt zu den bedeutendsten
deutschen Symbolisten und arbeitete als Zeichner, Druckgraphiker,
Maler und Bildhauer.
November 2020
Mehrteiliges Taufbesteck im Futteral, Nürnberg 1781-1784
Gebraucht wurde dieses kostbare Silberbesteck mit graviertem Wappen wahrscheinlich kaum. Aber die Familie Benkendorf, die in den 1780er Jahren dieses Patengeschenk entgegennahm, klappte das goldgeprägte Etui bestimmt mit Freude auf und zu.
Dezember 2020
Carl Happel (1819 – 1914), Gemälde auf Zigarrenkistendeckeln
Dass es Upcycling auch schon im 19. Jahrhundert gab,
lässt sich an Zigarrenkistendeckeln wie den
in der Sammlung des Kurpfälzischen Museums
befindlichen ablesen. Welche Geheimnisse deren Untersuchung noch
offenlegte, kann man in der Abhandlung zum Kunstwerk des Monats
Dezember erfahren.